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Louisenlunder Forschungsschiff: Modernste Technik auf altem Krabbenkutter
Planktonnetze, Bodengreifer, Winde, Multisonde, Unterwasserdrohne, Echolot und Radar – die Liste der Ausstattung der „Kurt Hahn“ ist lang. Das rundum erneuerte Boot ist mit Sicherheit einzigartig in der deutschen Schul- und Internatslandschaft. Das Schiff war vor etwa zehn Jahren ein Geschenk eines Großvaters einer Schülerin an die Stiftung Louisenlund.
Rund zwei Jahre lang was das Louisenlunder Forschungsschiff nicht im Einsatz für die Schule, jetzt startete das 14 Meter lange und 27 Tonnen schwere Boot zu seiner Jungfernfahrt. Mit an Bord unter anderem Stiftungsleiter Dr. Peter Rösner, Ole Mayer-Klaeden und Wiebke Ziebis, die die Ausrüstung der „Kurt Hahn“ zusammengestellt haben. Beide hatten genaue Vorstellungen davon, was die „Kurt Hahn“ können soll. Außerdem ließ es sich auch Holger Tolkmitt nicht nehmen, die erste Fahrt zu begleiten. Der Schiffsbauer hat in den vergangenen Montagen in der Borgwedeler Werft die „Kurt Hahn“ wieder flott gemacht. Unterstützt wurde er dabei immer wieder von seinem Enkel Joshua. Wenn dieser nicht gerade für die SG Eckernförde auf Torejagd ging, packte er in im Trockendock der Marina mit an.
Handarbeit im Trockendock der Werft
„Das Schiff war sehr überholungsbedürftig“, sagt Holger Tolkmitt. So mussten vor allem die Schiffsplanken mit Hanf kalfatert, also wasserdicht gemacht werden. Die Hanfseile wurden in Wurzelteer getränkt und dann in die Ritzen zwischen den Planken geschlagen. Der Rumpf wurde anschließend mit gekochtem Pech bestrichen. Auch die Masten mit Funkantenne mussten montiert, das Echolot, Navigation, Propeller und Radar wieder einsatzbereit gemacht werden. „Für die Halle ist das Schiff zu groß“, sagt Holger Tolkmitt, daher mussten sämtliche Arbeiten draußen stattfinden, sodass man wetterabhängig war, um voranzukommen. Ende Mai konnte die „Kurt Hahn“ dann endlich in Borgwedel mit Kurs auf Louisenlund auslaufen.
Aber vor allem ist es die Innenausstattung und Technik, die im Inneren des 70 Jahre alten Krabbenkutters eingebaut wurden, die die „Kurt Hahn“ zu einem ganz besonderen außerschulischen Lernort machen. Neben den erforderlichen Sicherheitsfeatures, wie Schwimmwesten und Rettungsinseln zeichnet sich das Innere durch seine Flexibilität aus. Das Mobiliar ist variabel einsatzbar. Tische und Bänke sind wie Schubladen zu verschieben, um Platz für die Arbeit an den Geräten zu haben. Ein großes Display für zur Präsentation von Daten und Vorträgen verwandelt die Kabine in einen Unterrichtsraum auf der Schlei. „Perfekt für Projekte auf der Ostsee“, sagt Ole Mayer-Klaeden. Eine Pumpe, die es in dieser Konstruktion nur drei Mal auf der Welt gibt, gehört zum Repertoire der „Kurt Hahn“. „Das Gerät wird mit einer Winde ins Wasser gesetzt und pumpt 200 Liter pro Minute durch vier Filter“, sagt die erfahrene Forschungstaucherin und Meereskundlerin Wiebke Ziebis. Die Schülerprojektgruppe „Plastikpiraten“ ist gerade auf der Spur von Mikroplastik in der Schlei und kann anhand dieser modernsten Technik die verschiedenen Plastikarten analysieren. Außerdem hebt Wiebke Ziebis Multisonde hervor, die Wassertrübung, Salzgehalt und auch Temperatur bestimmen kann. In den nächsten Wochen soll ein Bodengreifer kommen, zudem eine Unterwasserdrohne.
Auch Technik- und Physiklehrer Tim Birkhoven hat zur modernen Ausstattung des Schiffes beigetragen. So hat er die modulare und flexible Inneneinrichtung, Schubbänke, Spültisch, das wechselbare Arbeitsplatzkonzept entwickelt, zudem die seefeste und sichere Bordelektronik konzipiert, die auf Erweiterung ausgelegt ist und Schnittstellen für alternative Energiequellen bereit hält. "Die MINT-Disziplinen arbeiten hier Hand in Hand und stemmen dieses Projekt gemeinsam", betont er, das spreche für das umfangreiche Bildungspotential, das Louisenlund seinen Schülern bietet.
Interdisziplinäres Arbeiten an Bord
Nicht nur Schülerinnen und Schüler aus dem plus-MINT Bereich können auf der „Kurt Hahn“ forschen. „Für alle Jahrgänge ist hier interdisziplinäres Arbeiten möglich“, betont Ole Meyer-Klaeden die optimale Kombination von Klassenraum und Labor. Auch Profilfahrten sollen mit dem Schiff möglich sein.
Angesichts der hochmodernen Ausstattung strebt Louisenlund auch eine Kooperation mit dem Geomar an, dem Kieler Zentrum für Ozeanforschung. „Mit unserer Sternwarte, den modernen Laboren im LFZ ist die „Kurz Hahn die perfekte Ergänzung“, sagt Dr. Peter Rösner.“ „Sie spielgelt das wider, was ihr Namensgeber, der Erlebnispädagoge Kurt Hahn, meint, wenn er vom Lernen durch praktische Erlebnisse und Erfahrungen in der Natur spricht.“ Die Schülerinnen und Schüler können nicht nur Wasser- und Bodenproben analysieren, sondern lernen an Bord eines Schiffes auch das Navigieren. Außerdem sei die Zeit auf dem Boot auch Abenteuer, gemeinsame Momente, die man nicht vergisst. „>>Die Kurt Hahn<< steht Louisenlund damit sehr gut“, sagt plus-MINT Leiter Frank Dallmeyer. Schließlich werde optimal Tradition und Moderne miteinander verbunden.