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Alt-Louisenlunder packen an: Hilfe aus der Luft für Menschen in Not
Am 4. Januar 2021startete zuletzt ein Flug von Berlin nach Beirut, mit an Bord waren wieder zahlreiche prall gefüllte Kisten und Kartons mit Hilfsgütern für Menschen in Not - Menschen, darunter vor allem Kinder, die nach der verheerenden Explosion in der libanesischen Hauptstadt am 4. August 2020 Hab und Gut verloren haben. Es war der mittlerweile siebte Flug, den die Organisation Aid Pioneers gechartert hat und weitere werden folgen, nicht nur nach Beirut, sondern auch in andere Katastrophenregionen auf der Welt.
Hinter den Aid Pioneers steht eine Gruppe von rund 25 jungen Frauen und Männern, überwiegend Studenten, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie Kinder ihrer Zukunft beraubt werden. Mit zu diesem engagierten Team gehören auch Marcel Schana, Jonathan Reinke und Johann Heinken, die allesamt in Louisenlund ihr Abitur absolvierten und sich die Werte der Stiftung zu Herzen genommen haben, mit ihren Fähigkeiten die Welt zu verbessern.
Marcel Schana ist Präsident der Aid Pioneers
Der 25-Jährige Marcel Schana ist Präsident der Aid Pioneers, von 2013 bis 2015 besuchte er Louisenlund. Schon damals war sein Engagement groß. „Ich war im THW, während der großen Herbststürme „Xaver“ und „Christian“ waren wir rund um die Uhr im Einsatz, um Bäume aus dem Weg zu räumen“, erinnert er sich. Nach seinem Abitur reiste er ein Jahr lang um die Welt, durch Asien, arbeitete unter anderem als Lehrer in Bangladesch. Seit seiner Rückkehr studiert er in München Volkswirtschaft und Philosophie.
Gemeinsam mit seiner Freundin Martina sah er im August vergangenen Jahres die schrecklichen Bilder von der Explosion im Hafen von Beirut. 200 Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 6500 wurden verletzt. „Wir müssen helfen“, sagte sich das junge Paar und wurde sofort aktiv. Aus ihrem eigenen Fundus packten sie die ersten Kisten mit Dingen, die die Menschen vor Ort brauchen – Bekleidung, Schuhe, Spielsachen.
Pionierleistung: Luftbrücke Berlin-Beirut
Außerdem warben sie um Sachspenden, in Schulen und bei Firmen. Dann wurde telefoniert, denn irgendwie mussten die Sache ja nach Beirut gelangen und dort an die Bedürftigen verteilt werden. Schließlich stießen sie auf die kleine deutsche Fluggesellschaft „Sundair“ aus Stralsund, die von Berlin aus nach Beirut fliegen. Das Unternehmen war gerne bereit zu helfen, ihre freien Kapazitäten zur Verfügung zu stellen und Kisten mitzunehmen. „Jetzt brauchten wir noch Partner vor Ort“, berichtet Marcel, denn natürlich dürften die Hilfsgüter nicht in falsche Hände fallen, sondern wirklich diejenigen erreichen, die sie brauchen. Das Orient-Institut der Max-Weber-Stiftung konnte helfen, außerdem die Schauspielerin Anja Rihana. Bis zum Flug musste dann alles schnell gehen, eine notarielle Beglaubigung der Zollbefreiung wurde noch spät abends eingeholt, sodass am 21. August 2020 der erste Sundair-Flieger mit insgesamt 25 Umzugskarton abheben konnte. Die Luftbrücke Berlin-Beirut stand.Eine wahre Pionierleistung also.
„250 Kinder konnten wir mit Spielzeug, Schulmaterialien und Bekleidung glücklich machen“, erzählt Marcel. Und die Kinder sind den Aid Pioneers besonders wichtig. „Wenn dein Haus zerstört wird, verlieren die Kinder alles, sie sind traumatisiert, stehen ohne ihr Kuscheltier da. Wir wollen, dass jedes Kind in einer Krisenregion mindestes eine warme Jacke, Schulsachen und ein Kuscheltier hat“, betont der Alt-Louisenlunder. „Wir arbeiten für eine Welt, in der Kinder zu jeder Zeit Kind sein können.“ Das sei genauso wichtig, wie der schnelle Wiederaufbau zerstörter Gebäude.Den Aid Pioneers ist es gelungen, die Logistikwege und die Infrastruktur für die Luftbrücke zu schaffen, eine Luftbrücke, die auch von anderen Organisationen genutzt werden kann, um weitere Hilfe zu leisten.
Mut, das Unmögliche zu tun
Seine Schulzeit in Louisenlund hat sicherlich viel dazu beigetragen, dass Marcel Schana auch jetzt noch dieses Engagement zeigt. Der 25-Jährige erinnert sich besonders an seinen Lehrer Dr. Rolf Wenzel oder seinen ehemaligen Hausvater Stefan Wandelt, der immer gesagt hat, man sollte sich ruhig hohe Ziele setzen und sich nicht kleiner machen als man ist. „Wir sollen den Mut haben, auch das Unmögliche anzupacken“, zitiert Marcel Hausvater Wandelt.
Nahezu unmöglich erschien es den Aid Pioneers auch, im Dezember 2020 rund 1200 Weihnachtsgeschenke nach Beirut zu fliegen - aber auch das gelang - über Frankfurt nach Istanbul und weiter in die libanesische Hauptstadt.
Und bei Beirut ist es nicht geblieben. Innerhalb weniger Monate ist es dem Team gelungen, ein funktionierendes Netzwerk aufzubauen, sodass mit Hilfe der Bundesregierung eine weitere Luftbrücke von Hannover nach Griechenland, ins Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos errichtet werden konnte. Hier nutzen die Aid Pioneers leere Flugkapazitäten des Bundes, der Flüchtlingsflüge organisiert. Auch für Bosnien, wo kurz vor Weihnachten ein Flüchtlingslager brannte, laufen die Planungen auf Hochtouren, ebenso für Routen nach Libyen und in den Irak, später auch nach Äthiopien oder Bergkarabach
Informationen zu den Aid Pioneers gibt es auf der Internetseite https://aidpioneers.com direkt bei Marcel Schana, schana@aidpioneers.com oder bei Johann Heinken, heinken@aidpioneers.com.