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32 Monate Geiselhaft - Der Brite Peter Moore berichtet über sein Martyrium im Irak
Unvorstellbare 946 Tage dauerte das Martyrium des Engländers Peter Moore, also genau zwei Jahre, sieben Monate und einen Tag. Über seine Geiselhaft, die Zeit der Gefangenschaft, die Qualen, Folter und über seine Freilassung berichtete er am 22. November in der Kunst- und Kulturhalle der Stiftung Louisenlund vor rund 150 Besuchern.
Auf Einladung des Freundeskreises Seebataillon e. V. und der Stiftung Louisenlund war der 44-Jährige extra für diese Veranstaltung aus Bristol mit dem Flugzeug angereist. „Zielsetzung unseres Vereins ist neben der Betreuung der Soldaten und Familien des Seebataillons unter anderem die sicherheitspolitische Informationsarbeit“, sagt Kapitänleutnant d. R. Bernhard-Saß Möbus. Man habe den Schülern zunächst „Sicherheitspolitik im Kleinen zum Anfassen“ bieten wollen - „ein Aspekt der in der Öffentlichkeit und gerade an den Schulen meines Erachtens heute häufig zu kurz kommt“, so der 1. Vorsitzende des Freundeskreises Seebataillon. Er betont: „Krisen auch außerhalb von Deutschland können sich heute schnell auch direkt auf jeden einzelnen von uns auswirken.“
Rückblick: 2007 geht der IT-Experte Moore als Berater in den Irak. Er soll in Bagdad lokale Programmierer schulen. Er ist da 34 Jahre alt. Er arbeitet erst wenige Wochen in der irakischen Hauptstadt, als Männer in irakischen Polizeiuniformen seinen Schulungsraum stürmen. Sie halten ihm eine Pistole an den Kopf und verschleppen ihn in einen Kleinbus. „Erst dachte ich, es sei etwas mit meinen Papieren nicht in Ordnung“, erzählt Moore. Als er den angeblichen Polizisten 400 Dollar Bargeld als Bakschisch anbietet und diese das Geld aus dem fahrenden Auto werfen, erkennt er seine Situation. „Da wusste ich, das ist nicht gut“, sagt er mit typisch britischem Galgenhumor.
Die Entführer, die sich selber als „Islamisch Schiitischer Widerstand im Irak“ bezeichnen, fordern nach der Geiselnahme per Video den britischen Abzug aus dem Irak. Es folgten über zwei Jahre, die Moore unterteilt in: „2007: ziemlich hart; 2008: besser; 2009: ziemlich gut.“ Das erste Jahr ist geprägt von Handschellen, Prügel und Folter. Er wird gezwungen - zumeist an die Heizung gekettet - mehrere Monate zu liegen. „Das ist Schmerz, den man sich nicht vorstellen kann“, so Moore. Er habe darauf den Tag in vier Teile geteilt: „Die ersten sechs Stunden lag ich auf dem Bauch, bis der Schmerz nicht mehr auszuhalten war, dann auf der linken Seite, dann auf der rechten Seite, zum Schluss schlief ich auf dem Rücken.“ Später darf er sogar fernsehen und ein Computerspiel spielen.
Ende 2009 wurde er, wahrscheinlich im Tausch gegen einen Anführer der Miliz, wieder auf freien Fuß gesetzt. Er überlebte den Schrecken als einziger, seine vier Bodyguards waren zuvor erschossen worden. Moore resümiert nach seinem Vortrag abschließend schmunzelnd: „Das war eine kulturelle Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte."
Während Moore redet, ist es im Saal totenstill. Nach seinem Vortrag gibt es aber stehenden Applaus für ihn - von den rund 40 anwesenden Mitgliedern des Freundeskreises Seebataillon e.V. sowie rund 110 Schülern und Gästen, darunter unter anderen Generalmajor a.D. Christian Trull, Oberstleutnant d.R. Benedikt Hoff (Landesvorsitzender Verband der Reservisten) sowie Offiziere des Seebataillons, des Aufklärungsbataillons 6 aus Eutin und des Kommandos Spezialkräfte Marine.
Die Abschlussrunde moderierte Uta Wentzel von der Stiftung Louisenlund, die gemeinsam mit Lehrer Dr. Rolf Wenzel die Schüler der Politikgilde auf den Abend vorbereitet hatte. Neben Herrn Moore nahm auch Horst Rütten teil. Der ehemalige Marinesoldat und Inhaber eines international tätigen Hamburger Sicherheitsunternehmens blickt auf fast 30 Jahre Erfahrung in der privaten Sicherheitswirtschaft zurück. Er berichtete als Experte über heutige Geiselnahmen, Entführungen und Verschleppungen, gerade auch im maritimen Umfeld. Mit einem Cocktailempfang endete der Abend.
Text: Arne Krüger (2. Vorsitzender Freundeskreis Seebataillon)
Infos zum Freundeskreis unter www.freundeskreis-seebataillon.de.